Stammbaum / Papiere / Ahnentafel - Wozu?

Warum ein Stammbaum wichtig ist...

 

Ein Stammbaum gehört zu einem Rassetier, wie der Ausweis zu uns Menschen.

Wie oft aber hört man Rasseliebhaber sagen:

 

"Papiere? Brauchen wir nicht, weil wir wollen ja garnicht auf Ausstellungen gehen oder züchten. Wir  wollen unser Rassetier doch nur zum Liebhaben und der Stammbaum vergammelt doch sowieso nur in irgendeiner Schublade."

 

Den meisten Liebhabern, welche mit Ausstellungen nichts am Hut haben, ist es völlig egal, ob die Vorfahren irgendwelche Titeln besaßen. Leider glauben viele Käufer, dass es sich bei den Papieren von Rassetieren doch nur um eine reine Prestigefrage zum "Angeben" handelt. Dies ist jedoch ein schwerer Irrtum, denn es zählen nicht die Titeln im Stammbaum, sondern ganz andere Dinge:

 

 

Wie sieht ein Stammbaum aus:

 

Ein normaler Stammbaum ist in drei Bereiche aufgeteilt. Im ersten Bereich stehen die Daten des Tieres (Rasse, etc.). Im zweiten Bereich sind die Daten der vier bis fünf Generationen der Vorfahren zu finden. Die wichtigsten Informationen über Rassetiere sind:

 

1. Name

2. Zwingername

3. Geschlecht

4. Geburtsdatum

5. Farbe

6. Rasse

7. Registrierungsnummer im Zuchtbuch vom Verein

 

Im dritten Bereich finden Sie alle Angaben zum Zuchtverein und zum Züchter selbst. Hier ist darauf zu achten, dass der Stammbaum direkt vom Verein unterschrieben und "gesiegelt" (Stempel und Unterschrift) worden ist.

 

 

Welche Bedeutung hat ein Stammbaum?

 

Die Bedeutung von Stammbäumen wird leider ziemlich oft unterschätzt.

Abstammungspapiere zeigen eine lückenlose Reihe von Vorfahren auf und beweisen, dass das Tier reinrassig ist. Die Ahnen der Tiere wurden demnach alle von ausgebildeten Zuchtrichtern und Tierärzten für zuchttauglich befunden, da sie dem Rassestandard entsprechen und negativ auf (rassetypische) Erbkrankheiten untersucht worden sind. Weiters sind alle im Stammbaum vorkommende Vorfahren, deren Züchter sich ebenso an Zuchtrichtlinien zu halten haben, bei einem Verein registriert.

 

Der Stammbaum hilft Züchtern auch sehr dabei, ihre Linien zu überschauen. Das ermöglicht ihnen, gesunde Linien miteinander zu kombinieren und dabei nicht den Überblick zu verlieren. Weiterhin ermöglichen Stammbäume dem Züchter den Einblick in genetische Verlaufsstrukturen. Erbkrankheiten, welche z.B. nur über eine bestimmte Blutlinie vererbt werden, können so besser lokalisiert und ausgemerzt werden.

 

Da wir es immer noch mit Geschöpfen der Natur zu tun haben, kann es trotz Zuchttauglichkeit passieren, dass versteckte Erbfehler erst nach Generationen auftreten und sich beim Nachwuchs zeigen. Mit Hilfe eines Stammbaumes kann der Züchter leichter herausfinden, über welche Linie bestimmte Defekte vererbt werden konnten und dementsprechend handeln. Er wird betroffene Tiere aus der Zucht nehmen und weitere Züchter, welche mit Tieren aus diesen Linien züchten, darüber informieren. Wenn man mit Tieren ohne Papiere züchtet, weiß man nicht (woher auch?) ob Großmutter oder Onkel nicht an einer Erbkrankheit erkrankt oder vielleicht sogar verstorben sind und diese sich bereits an die eigenen Tiere weitervererbt hat.

 

Ein Stammbaum hilft ebenso dabei, den Verwandtschaftsgrad der Tiere untereinander unter Kontrolle zu halten. Man sieht ganz genau, wer mit wem auf welche Art und Weise verwandt ist, und kann so den Inzuchtwert unter Kontrolle halten. Sollte man Formen von Inzucht erkennen ist das im Grunde nichts ungewöhnliches, da die meisten Rassetiere, um bestimmte Merkmale hervorzuheben, einen bestimmten Inzuchtgrad aufweisen. Zusätzlich stammen die meisten Rassen von einigen Ursprungstieren ab und erst durch das Entstehen nachfolgender Generationen hat sich der Inzuchtwert reguliert.

 

Manchmal kommt es sogar vor, dass Inzestverpaarungen (Geschwister-, oder Eltern-Kinder-Verpaarungen) stattgefunden haben, welche jedoch nur von erfahrenen Züchtern gemacht werden sollen und ebenso beim Verein begründet werden müssen. Der Züchter muss dem Verein in diesem Fall ein Zuchtkonzept vorlegen, welches genehmigt werden muss. Sollte Ihr Rassetier einen solchen Stammbaum aufweisen, fragen Sie Ihren Züchter ruhig nach dem Grund dafür. Normalerweise sollten in den ersten drei Generationen mindestens 10 verschiedene Namen zu finden sein.

 

 

Warum gibt es Leute, die "Rassetiere" ohne Papiere verkaufen?

 

Leider gibt es viele Vermehrer (ich nenne sie bewusst nicht Züchter), welche ihre "Rassetiere" ohne Stammbaum verkaufen, und das meist für scheinbar weniger Geld. Der Käufer meint, ein Schnäppchen gefunden zu haben, denn die vermeintlichen Elterntiere sind zu besichtigen und scheinen auch gesund zu sein. Da kann man schon sehr leicht in Versuchung kommen, sich auf den Kauf eines Tieres ohne Stammbaum einzulassen, sind doch die Tiere und auch der Wurf augenscheinlich gesund.

 

Doch eigentlich müsste es ja einen Grund dafür geben, dass diese Leute in keinem Verein sind und sich nicht an bestimmte Zuchtregeln halten wollen. Denn wenn alles richtig laufen würde, wäre eine kontrollierte Vereinszucht ja kein Problem. Zumal die Vereinszugehörigkeit im Schnitt nur € 40,- im Jahr und der Stammbaum eines Nachkömmlings nur € 25,- kostet.

 

Die gängigste Ausrede dieser Leute ist, dass sie deshalb keinem Verein angehören, da sie ihre Tiere sonst auf Ausstellungen zeigen müssen. Dies ist übrigens absoluter Schwachsinn, denn es gibt genügend Vereine, deren Mitglieder nicht der Ausstellungspflicht unterliegen. Eher trifft zu, dass die Verkäufer ohne Vereinszugehörigkeit ihre Tiere bei jeder Rolligkeit eindecken lassen (die Tiere werden zu Wurfmaschinen und haben kaum Erholungspausen zwischen den Würfen) und die Babys ungeimpft oder auch viel zu früh (meist mit 6 - 8 Wochen) von der Mutter trennen zu können, um sie dann für einen nicht gerechtfertigten Preis an ahnungslose Käufer zu verscherbeln.

 

Die Elterntiere sind meistens selbst nicht reinrassig, sondern sehen den vermeintlichen Rassetieren nur ähnlich oder aber der "Züchter" vermehrt mit Rassetieren, welche er selbst von einem Züchter erworben, jedoch keine Zuchterlaubnis erhalten hat (er handelt vertragswidrig, wenn er mit Liebhabertieren züchtet, oder eher vermehrt!").

 

Leider gibt es auch Züchter, die zwar in einem Verein gemeldet sind, aber nur einen Teil ihrer Würfe registrieren lassen, um mehr Babys "produzieren" und verkaufen zu können. Meist ist dies der Fall, wenn Ihnen der Züchter ein Kitten ohne Stammbaum, und somit billiger anbietet. Es gibt natürlich auch noch weitere Gründe, wieso ein Züchter versuchen könnte, Ihnen ein Kitten ohne Stammbaum unterzujubeln. Z.B. sind die Babys zu eng miteinander verwandt, so dass man für sie keinen Stammbaum bekäme (Hoppla-Wurf zwischen Bruder und Schwester z.B.) und deswegen bietet der Verkäufer sie "großzügigerweise" billiger und ohne Papiere an.

 

 

 

Sie sehen also, Stammbäume geben auch Käufern wichtige Informationen und eine bestimmte Sicherheit, ob bestimmte und ziemlich wichtige Dinge ihre Ordnung haben.

Trotzdem halten Sie sich bitte immer vor Augen:

 

Stammbäume können niemals eine Garantie dafür sein, dass ein Rassetier ewig gesund bleibt! Es handelt sich immer noch um Lebewesen, welche sich den Launen der Natur unterwerfen müssen.

Niemand kann in ein Tier hineinschauen - egal, ob mit oder ohne Stammbaum - jedoch sollte gewährleistet sein, dass das Jungtier aus einer kontrollierten Zucht stammt, seine Elterntiere nachweislich gesund sind, dem Rassestandard entsprechen und nicht ausgebeutet wurden!

 

 

 

 

Wenn Sie nun aber immer noch ein billiges Rassekätzchen ohne Papiere möchten, dann lesen Sie hier weiter....

 

 

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© Text mit freundlicher Genehmigung von Frau Nadine Eichhorst  - Cattery Peterbald of Purrfect Wonderland